Nach dem enttäuschenden (und vermeidbaren) 0:1 gegen Real Madrid und dem wahrscheinlichen Aus in der Champions League, gilt es für Galatasaray nun den Schalter umzulegen und bei Lokalrivale Beşiktaş den leichten Aufwärtstrend in der Liga zu bestätigen.

Die knappe Niederlage gegen die "Königlichen" dürfte aktuell noch nachhallen, war sie doch noch viel unbefriedigender, als es das Ergebnis vermuten lässt. Gerade in der ersten Halbzeit hatten sich die Gelb-Roten nämlich als durchaus ebenbürtig erwiesen und durch Andone und Belhanda einige Großchancen vergeben. So sehr sich die Offensive aber auf Augenhöhe bewegte, so indisponiert präsentierte sich der Defensivverbund über weite Strecken. Fatih Terim hatte mit Ryan Donk – wie schon gegen das ebenfalls favorisierte PSG – einen weiteren Verteidiger aufgestellt. In der Theorie erschien das logisch, in der Praxis ging es im wahrsten Sinne "nach hinten" los. Die Dreier- bzw. Fünferkette agierte ohne Abstimmung und auch das dezimierte Zwei-Mann-Mittelfeld Seri und Nzonzi hatte keinerlei Zugriff auf das Spiel. Zeitweise versuchte Innenverteidiger Marcão seinen Vorderleuten beizuspringen, fehlte dann allerdings hinten. Gegen das kriselnde Beşiktaş wird Terim sicher wieder zum erprobten 4-3-3 zurückkehren und darauf hoffen, dass Babel und Feghouli (oder Mor) Andone wieder in Szene setzen. Der Rumäne war gegen Real nicht nur wegen seiner Chancen ein echter Lichtblick, sondern fiel vor allem auch als unermüdlicher Arbeiter auf. In dieser Form macht der Neuzugang sogar Stareinkauf Falcao vergessen.

Terim verurteilt Pfiffe

Weniger rosig sieht es bei einem anderen Offensiven aus. In Topform ist Younès Belhanda als Zehner eigentlich nicht aus dem Mittelfeld der "Löwen" wegzudenken. Das Problem: gerade gegen Real war der Marokkaner von seiner Bestform weit entfernt. Zahlreiche Ballverluste, eine vergebene Großchance und mangelhafte Körpersprache trieben die Heimfans zur Weißglut, die sie mit einem lautstarken Pfeifkonzert bei Belhandas Auswechslung zum Ausdruck brachten. Hier ist Fatih Terim nun als Vermittler gefragt. Nach dem Spiel sprang er seinem Mittelfeldspieler zur Seite und verurteilte die Pfiffe. Nun liegt er sicher nicht ganz falsch damit, wenn er anmerkt, dass Fans bei einem Heimspiel nicht die eigenen Spieler auspfeifen sollten; die Kritik an ihrem Verhalten werden die Anhänger allerdings nicht gerade mit Wohlwollen aufgenommen haben. Es wird interessant sein zu sehen, ob Belhanda auch in der Partie gegen Beşiktaş wieder auf dem Platz steht. So oder so fühlt sich das vermeintliche Spitzenspiel derzeit eher an wie ein Krisengipfel und Galatasaray wird alles dafür tun, die katastrophale Form des Rivalen auszunutzen und die Fans zu versöhnen.

Foto: Ozan Kose/Getty Images