Etwas fernab von der ganz großen Bühne empfiehlt sich seit dieser Saison Adrian Fein für höhere Aufgaben. In der laufenden Spielzeit lautet sein Ziel noch Aufstieg mit dem HSV, danach wird er mit Sicherheit deutlich höher angreifen.

Es ist natürlich nach zehn Spieltagen noch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob der Hamburger SV – aktueller Tabellenführer der 2. Bundesliga – die ersehnte Rückkehr ins deutsche Oberhaus am Ende wirklich bewerkstelligen wird. Ein Spieler wird allerdings garantiert sein letztes Zweitligajahr bestreiten. Adrian Fein ist die Entdeckung der zweithöchsten Spielklasse und hat sich nach einem Jahr bei Jahn Regensburg zum Spielmacher und Strippenzieher im Hamburger Mittelfeld entwickelt und alle Pflichtspiele über die volle Distanz bestritten. Dabei besticht er mit überragenden Passquoten, einer unheimlichen Abgeklärtheit und Ruhe am Ball und durchaus auch mit einigen Kniffen der rustikaleren Gangart. Da vergisst man schnell, dass der Spieler, der dem ehemaligen Bundesliga-Dino in dieser Spielzeit seinen Stempel aufdrückt, erst 20 Jahre alt ist. Im Normalfall würden die Erstligisten bereits Schlange stehen für den dreimaligen U21-Nationalspieler. Dass das in Feins Fall nicht so ist, hat einen einfachen Grund: er steht bereits beim Branchenprimus unter Vertrag.

Ein waschechter Münchener

Fein gehört nämlich zum FC Bayern, seit er 2006 vom Lokalrivalen 1860 verpflichtet wurde. Seitdem hat er sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen, bis er 2018 an Regensburg verliehen wurde. Auch beim HSV hat er nur einen Einjahresvertrag ausdrücklich ohne Kaufoption. Die Bayern wissen ganz genau, was sie an Fein haben. Geht seine steile Entwicklung so weiter und bleibt er von Verletzungen verschont, steht einer ganz großen Karriere nichts mehr im Wege. Fein erinnert mit seiner Spielweise und seinen Qualitäten an Toni Kroos. Eine Mischung aus Sechser und Achter, die das Spiel liest, das Tempo bestimmt und mit dem vorletzten Pass Chancen und Tore für sein Team kreiert. Natürlich gibt es für den 20-Jährigen noch Luft nach oben und der direkte Schritt zum Rekordmeister inklusive Champions League und Meisterschaftsambitionen wäre sicherlich im nächsten Jahr riesengroß. Mit Thiago steht dazu ein ähnlicher Spielertyp im Kader, der in Sachen Erfahrung und Standing selbstverständlich vor Fein einzuordnen ist. Die Bayern werden aber trotzdem an ihrem Juwel festhalten und ihn maximal für ein weiteres Jahr ohne Kaufoption an einen Erstligisten verleihen. Gerade in Zeiten, wo sich der letzte "echte" Bayer Thomas Müller anschickt, seine Zelte abzubrechen, wäre mit Fein ein gebürtiger Münchener (der ein Tattoo des Stadtwappens auf dem Arm trägt) genau nach dem Geschmack des Vereins und seiner Fans. Hasan Salihamidžić traut Fein jedenfalls eine Karriere beim Rekordmeister zu.

Foto: Alex Grimm/Getty Images