Das ebenso überraschende wie letztlich verdiente Unentschieden in Frankreich hat die Türkei der EM ein großes Stück näher gebracht. Nun erwartet die Spieler der Ligaalltag, der derzeit keine ähnlich glanzvollen Momente verspricht.

Der einzige Spieler, der mit großer Wahrscheinlichkeit gerne zu seinem Club zurückkehrt, ist Çağlar Söyüncü. Der Innenverteidiger ist nach einer enttäuschenden Saison in dieser Spielzeit nicht nur gesetzt, sondern hat mit seinen hervorragenden Leistungen einen großen Anteil an dem beeindruckenden vierten Tabellenplatz Leicester Citys. Mit dem FC Burnley kommt am Samstag eine weitere Überraschungsmannschaft nach Leicester und Söyüncü dürfte wieder auf dem Platz stehen. Anders sieht es derzeit bei Abwehrkollege Merih Demiral aus. Zwar steht sein Verein Juventus Turin an der Tabellenspitze, der 21-Jährige hat aber trotzdem einen schweren Stand. Nur ein Spiel durfte er bestreiten und verschuldete in diesem direkt einen Foulelfmeter. Aktuell ist er hinter Neuzugang de Ligt und Routinier Bonucci nur Innenverteidiger Nummer 3 und muss darauf hoffen, dass Maurizio Sarri seinen Galaauftritt gegen die Franzosen verfolgt hat. Torschütze Kaan Ayhan und Kenan Karaman stecken mit der Fortuna im Abstiegskampf und sollen sich dazu nach ihrer Rückkehr in Düsseldorf erneut zum „Militärjubel“ äußern. Das größte Fragezeichen steht aber derzeit hinter Hakan Çalhanoğlu, dessen Einwechslung das Spiel der Türken merklich verbesserte. Nach dem schlechtesten Saisonstart seit den 30er Jahren hat der AC Mailand Trainer Giampaolo vor die Tür gesetzt. Wie und ob der neue Coach Pioli auf den vielseitigen Mittelfeldspieler baut, wird sich frühestens im Spiel gegen den 18. Lecce zeigen. Cenk Tosun dürfte bei Everton weiter außen vor bleiben, Umut Meras und Okay Yokuşlu haben bei ihren Vereinen ebenfalls keinen Stammplatz und bei Zeki Çelik bleibt zu hoffen, dass seine Verletzung nicht zu ernst ist.

Katerstimmung in Istanbul

Kein Stück besser sieht es bei den Spielern aus, die in der heimischen Liga aktiv sind. Gerade auf Burak Yılmaz wartet ein hartes Stück Arbeit. Beşiktaş konnte sich durch den Sieg gegen Alanyaspor zwar vorerst etwas Luft verschaffen, der bisherige Saisonverlauf ist aber dennoch als katastrophal zu werten. Zwar sieht es bei Konkurrent Fenerbahçe etwas rosiger aus, die Niederlage gegen Antalyaspor dürfte aber noch nicht ganz aus dem Kopf von Ozan Tufan verschwunden sein. Da hilft es auch nicht gerade, dass Kapitän Emre Belözoğlu mit einem Rippenbruch bis auf weiteres ausfällt. Başakşehir, das mit Mert Günok, Mahmut Tekdemir und İrfan Kahveci die meisten Profis stellte, befindet sich dagegen so langsam wieder auf dem aufsteigenden Ast. Platz 6 und elf Punkte sind aber dennoch zu wenig für den ambitionierten Stadtteilverein. Die „Löwen“ von Galatasaray haben keinen türkischen Nationalspieler abgestellt. Statt weiteren Sternstunden auf internationaler Ebene steht für die Spieler von Trainer Şenol Güneş nun also der Alltag an, bis es dann am 14.11. gegen Island um alles geht.

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