Ein brisantes Foto, dann folgte die unaufhaltsame mediale Massenvergiftung. Allesamt haben sich dazu verleiten lassen, während der WM-Vorbereitung über Weltpolitik zu diskutieren und allen voran Özil/Gündoğan an die Pranger zu stellen. Nun gibt es elf Versager und obendrauf den Bundestrainer, der laut den Medien die Koffer packen und aufhören soll. Und am Desaster der Deutschen ist Recep Tayyip Erdoğan schuld? Ja, so einfach ist die Welt beispielsweise für Cem Özdemir. Von Fußball versteht er leider auch so wenig, wie von Politik. Ein Kommentar.

Es ist ernüchternd und lächerlich zugleich. Ein Foto mit Erdoğan hat die Psychologie der berüchtigten deutschen Nationalmannschaft zerschossen? Wohl kaum. Aber ein bitterer Beigeschmack bleibt – dank den übereifrigen deutschen Medien, die die Türkei "verbessern" wollen. Der türkische Başkan Erdoğan hat seine Wahl souverän am 24. Juni gewonnen und die erste Wahlrunde glasklar überstanden, die deutsche Auswahl hat es dagegen schwer erwischt. Die 0:2-Pleite gegen Südkorea demontierte die Laune der gesamten Nation.

Nun sucht man nach den Gründen für das kollektive Scheitern: das berüchtigte Foto, Özil/Gündoğan oder Löw. Alle Fans suchen sich seit Mittwochabend ihre Lieblingsgründe heraus. Für das LIGABlatt steht fest, dass die Vorbereitung für die WM-Endrunde gar nicht glückte.

Und weil die deutschen Medienanstalten und die DFB-Manager zum absolut falschen Zeitpunkt einzig auf dem Foto mit Erdoğan herumgeritten sind, war man sich nicht einmal zu schade, die Vorbereitung schönzureden. Daraufhin folgten das böse Erwachen gegen Mexiko und die Schockstarre gegen Südkorea. Ob man nun darauf hoffen darf, dass die deutschen Pressehäuser den Tunnelblick abwerfen? Wir glauben es nicht. Am Scheitern der DFB-Elf ist natürlich dieser Erdoğan schuld. So sieht es Politik-Genie Özdemir, der eine große Bereicherung für die Nation ist. Ähm, ähnlich wie das lächerliche WM-Aus.

Vielleicht hätte ein Mannschaftsfoto mit Erdoğan am Ende den erneuten WM-Sieg gebracht…