Weiter geht es in unserer Serie "Fan vs. Experte" mit LIGABlatt-Kolumnist Knut Kircher und unserem "Fußballwelt"-Redakteur Niklas Saess! Thema diesmal: Die Zukunft der Bundesliga.

Spätestens nach dem peinlichen Europa-League-Aus von Borussia Dortmund muss man von einer international desaströsen Saison für die Bundesliga sprechen. In der Fünfjahreswertung liegt Deutschland in der aktuellen Saison hinter Frankreich, Portugal oder Russland – und nur hauchdünn vor Österreich. Die Frage ist: Handelt es sich hierbei um eine folgerichtige Entwicklung oder unglückliche Ausnahme?

Noch 2013 standen sich mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund erstmals zwei deutsche Vertreter im Champions-League-Finale gegenüber. Nun, fünf Jahre später, ist die Bundesliga von Attraktivität so weit entfernt wie der Hamburger SV vom Klassenerhalt. Die Bayern thronen über allem, ohne jede Konkurrenz, ohne wirklichen Wettbewerb. Den Rest der Bundesliga als "Fallobst" zu bezeichnen, wäre vielleicht etwas zu drastisch, doch würde es den Kern des Problems ziemlich genau treffen.

Die Bundesliga ist derzeit international nicht konkurrenzfähig, die Bayern ausgenommen. Klubs wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Schalke 04 sind schon national teils überfordert, den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Wie sollen diese Klubs also mit Europas Elite Schritt halten? Ein oft genannter Lösungsansatz ist der, dass die berühmte 50+1-Regelung zeitnah gekippt wird.

Und tatsächlich: Beispiele wie Paris St. Germain oder Manchester City zeigen, dass hierdurch international unbedeutende Klubs durch Millionenspritzen wieder "flott"gemacht werden können. Doch es gibt auch Gegenbeispiele. Der FC Málaga sei exemplarisch genannt. Vor Jahren noch im Viertelfinale der Champions League, nun, nachdem der Investor das Hobby vernachlässig hat mit anderthalb Beinen in der Zweitklassigkeit.

Eine Königslösung gibt es derzeit nicht. Doch passieren muss etwas, soll die Bundesliga konkurrenzfähig bleiben. Erhöhte TV-Gelder, dafür eine Zerstückelung des Spielplans, sind ein weiteres Ansatz der DFL – die Proteste der Fans sind hinreichend bekannt. Die Bundesliga steht am Scheideweg. Will man weiter eine Premiummarke besitzen, oder zur Ausbildungsliga für England und Spanien "verkommen"?

Was denkt Ex-Referee Knut Kircher über die Zukunft der Bundesliga?

Ich denke, der Anspruch ist klar, die Bundesliga will nicht nur in Sachen Zuschauer die Nummer 1 bleiben, sondern auch in sportlicher Hinsicht. Der FC Bayern macht sein Jahren einen beständigen Top Job und das im internationalen Vergleich, leider fehlt es an der Beständigkeit anderer Klubs.

Es wird aus meiner Sicht beides notwendig sein, sowohl die weitere Aufsplittung des Spieltags wie auch der fall der 50+1-Regel unter gesunden Aspekten mit einem Kontrollgremium DFL. Dass wir keinen Reinfall erleben, wenn ehemals hochmotivierte Sponsoren ihr Hobby wieder fallen lassen, denn daran hängen zu viele Jobs und Existenzen, und das nicht nur im Spielerbereich.

Was aus meiner Sicht aber auch klar sein muss ist, dass dabei die Schere der Klubs in der Bundesliga noch weiter auseinander gehen wird, denn nicht jeder der 18 Erstligavereine wird sich so hübsch verpacken können, dass ein Investor zugreift und somit Geld und Erfolg bringen wird. Die Basis der starken Mannschaften wird größer, was der Bundesliga im internationalen Geschäft helfen könnte, gerade im Bezug auf die europäischen Erfolge.

Nicht zu vergessen ist hierbei aber auch das Nachwuchskonzept deutscher Spieler, die in den Fußballinternaten heranwachsen, um die Nationalmannschaft der Zukunft zu stellen. Wer hat den Mut dann den Nachwuchsmann aufzustellen, ihm eine Chance zu geben, oder ist es der Investor, der sagt wer von seinen eingekauften Profis spielen muss?

Das sind nur einige Aspekte, der vielen, die darin diskutiert werden müssen. Dass es durchaus etwas zu diskutieren gibt, zeigen die Ergebnisse der letzten Jahre und die Abstimmung der 36 Proficlubs zur 50+1-Regel, knapp, aber noch nicht ganz durch, wer weiß wie lange. Lassen wir uns überraschen!