Virgil van Dijk ist seit gestern der teuerste Abwehrspieler aller Zeiten. Für 78,8 Millionen Euro wechselt der Niederländer vom FC Southhampton zum FC Liverpool und soll die löchrige Abwehr der "Reds" verstärken. Doch mal Hand aufs Herz: Hättet ihr den 26-jährigen zuvor gekannt? Oder ihn auf der Straße erkannt?

Die Antwort wird in den meisten Fällen "nein" lauten. Und das ist auch gar nicht schlimm. Ist man nicht sportjournalistisch oder als Verantwortlicher im Fußballgeschäft unterwegs, gehört nun einmal nicht jeder halbwegs überdurchschnittliche Kicker automatisch zum Grundwissen eines Fußballfans.

Und doch zeigt genau dies die fragwürdige Entwicklung des Fußballgeschäfts. Ein Verteidiger, den außerhalb Englands und der Niederlande nur ein Bruchteil der Fans wirklich zuordnen kann, wird von heute auf morgen zum Rekordtransfer. Groningen, Glasgow, Southhampton: Die Vita van Dijks liest sich so gar nicht nach glamourös. Und doch scheint der FC Liverpool etwas in der 1,93m Kante zu sehen, das diese Ablöse rechtfertigt.

Quo vadis Fußball?

Und doch scheint erneut nur die Spitze des Eisbergs erreicht zu sein. Wenn José Mourinho vor einigen Tagen bemängelt, im Sommertransferfenster "nur" 300 Millionen Euro zur Verfügung gehabt zu haben, stellen sich bei so manchem Fußballromantiker die Nackenhaare auf.

Als im Sommer Paris St. Germain die Wahnsinnssumme von 222 Millionen Euro für Neymar vom FC Barcelona locker machte, war der Weg im Grunde vorgepflastert. Weg vom Sport des einfachen Mannes, hin zum Big Business für große Konzerne und Hobbymilliardäre.

Ein Ende ist nicht in Sicht – und schon in zwei Jahren könnten heutige Rekorde wieder pulverisiert werden. TV-Verträge, die die Bruttoinlandsprodukte so manches Kleinstaates übersteigen. Investorengruppen, die teils gesichtslos große italienische Traditionsklubs führen. Es sind verrückte Zeiten. Und das Kapitel Virgil van Dijk ist ein neues Highlight. Oder doch ein Tiefpunkt?