Man muss nicht mit allen Protestaktionen von Fans sympathisieren – und man darf das ein oder andere Ultra-Gedankengut durchaus kritisch hinterfragen. Die Aktionen am Rande des Spiels zwischen dem RSC Anderlecht und Bayern München allerdings dürften bei einem Groß der Fußballfans auf Verständnis und Zustimmung stoßen. Die Fans des Rekordmeister reagierten auf die Ticketpreise, die die magische 100 Euro – Grenze überschritten, äußerst ungehalten: Neben einigen diffamierenden Bannern wurde auch symbolträchtig Falschgeld auf das Spielfeld geworfen.

Von Niklas Saess

In Zeiten, in denen Umsätze und Einnahmen in Fußballeuropa schon lange die Grenze jenseits des Guten erreicht haben, wird die sprichwörtliche "Kuh" also weiter "gemolken". Und es geht in diesem Fall nicht an das Geld eines steinreichen Investors aus Fernost, eines ambitionierten und an TV-Rechten interessierten Senders oder eines am Geld fast erstickenden Vermarkters. Nein, das Geld, das jetzt noch zusätzlich eingespült werden soll, soll von der Basis kommen.

Fußball: Kultur- oder Luxusgut?

Einer Basis, die seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass der Fußball auch heute noch ein die Gesellschaft vereinendes Kulturgut darstellt. Mit gemeinsamen Gesängen, lautstarken Anfeuerungsrufen und frenetischem Feiern der eigenen Mannschaft, bei dem sich nicht selten wildfremde Menschen in den Armen liegen. Und alles immer unter einem Gesichtspunkt: Das Stadion vereint, der Klub verbindet – im Fanblock sind alle gleich.

Eben diese Grundfesten werden durch immer teuer werdende Tickets aber erschüttert. Plakativ gesagt, lagen sich vor zwanzig Jahren beim Torerfolg der eigenen Mannschaft noch Bäcker und Reinigungskraft in den Armen – heutzutage schütteln sich zwei Staranwälte die Hände. Eine Entwicklung, die nicht nur bedenklich erscheint, sondern auf kurz oder lang zum fast schon überfälligen Platzen der Blase führen wird.

Ob man die Bayern mag oder nicht, sei jedem selbst überlassen: Die Unterstützung eines jeden Auswärtsfans in Anderlecht mit 30 Euro pro Kopf ist allerdings großes Kino. Und die Aktion lässt so manchen Fan in dem (Irr-)Glauben, dass der Fußball auch in Zukunft noch ein Sport für Jedermann sein könnte.