Atlético Madrid auf der Suche nach sich selbst

In der Liga acht Punkte hinter Spitzenreiter Barcelona – in der Champions League so gut wie ausgeschieden: Nach Jahren des sportlichen Aufschwungs und der Kontinuität wirkt Atlético Madrid unter Diego Simeone derzeit erstmals angreifbar. Doch warum schafft es der Star-Trainer momentan nicht, seinen hochkarätigen Kader ins Rollen zu bringen? LIGABlatt begibt sich auf Spurensuche.

Speziell aus dem kompakten Mittelfeld Atléticos entsteht derzeit zu wenig Produktives. Die Doppelsechs mit Gabi und Thomas wusste insbesondere beim blutleeren Auftritt bei Deportivo La Coruña selten zu begeistern. Zu viele Sicherheitspässe, meistens in Richtung der eigenen Innenverteidiger, ließen die Galizier nicht gerade vor Schreck erstarren.

Inoffizieller Antreiber aus dem Mittelfeld heraus ist ohnehin Saúl Ñíguez. Dieser weiß zwar durch unnachahmliche Läufe und tolle Physis durchaus Lücken zu reißen, ein Spielmacher mit den Attributen Übersicht oder Gefühl für Spielsituationen verbirgt sich aber nicht in ihm.

Atlético auf der Suche nach Plan B

Das Simeone-System wirkt dieser Tage entschlüsselt. Hoch pressende Gegner, die die Abwehr um Godin und Savic derart früh unter Druck setzen, dass diese zu ungefährlichen, langen Bällen gezwungen werden, runden das Bild momentan ab.

Atlético kreiert aus dem Spiel heraus kaum Chancen, zusammenhängende Aktionen werden schmerzlich vermisst. Dies allein mit dem Fehlen von Koke, Carrasco und Filipe Luis zu erklären, wäre zu einfach. So schwach im Aufbauspiel, wie sich die Simeone-Truppe aktuell gibt, hat sie weder in der Spitzengruppe von La Liga, noch im europäischen Königswettbewerb etwas zu suchen.

In den vergangenen Jahren schaffte man es vor allem über die Außenbahnen, bedingt durch blindes Zusammenspiel von Filipe Luis, Koke oder Carrasco, für Lücken und Räume zu sorgen, in die dann Spieler wie Superstar Griezmann hineinstoßen konnten. Flexibles Außenbahnspiel sucht man derzeit vergebens im Spiel Atléticos. Wer sich dieser Tage ein Spiel des Champions-League-Finalisten von 2016 ansieht, wird insbesondere isolierte Außenverteidiger ohne jegliche Unterstützung wahrnehmen.

Was macht Hoffnung?

Gewiss, die derzeit angespannte Personalsituation tut ihr übriges zur Atlético-Krise bei. Nach der Länderspielpause werden arrivierte Kräfte zurückkehren. Auch dient die Länderspiele zumindest für Simeone und sein Trainerteam dafür, praktikable Lösungen für die genannten Probleme zu finden.

Auch ist zumindest die Entwicklung des 24-jährigen Thomas einer der wenigen Lichtblicke. Dieser erzielte zuletzt bei Deportivo La Coruña den Siegtreffer – und übernimmt immer mehr Verantwortung.