RB Leipzig: Die Lehren des Pokal-Dramas

Mit 5:6 nach Elfmeterschießen musste sich die hochtalentierte Truppe von Trainer Ralph Hasenhüttl dem deutschen Rekordmeister aus München geschlagen geben. In einem an Drama und Spannung kaum zu überbietenden Spiel zogen die Sachsen unter dem Strich den Kürzeren – und können doch erhobenen Hauptes in die kommenden Wochen gehen. Und die Lehren der Niederlage können mitunter wertvoller sein als jedes Pokal-Achtelfinale.

Speziell bei Guineas Nationalspieler Naby Keïta sollte die Erfahrung der gestrigen Begegnung schnell zur Selbstreflektion des eigenen Spiels führen. Seine fahrlässige gelb-rote Karte sorgte bereits Anfang der zweiten Halbzeit dafür, dass die Begegnung zu Gunsten der Bayern kippte. Bis hierhin war Leipzig das spielstärkere, aggressivere Team, dem im Grunde nur der Führungstreffer fehlte. Keïtas Halten gegen Robert Lewandowski war – da Leipzigs Sechser gelbvorbelastet in den Zweikampf ging – an Dämlichkeit kaum zu überbieten.

Rangnick sorgt für kuriosen Eklat

Aber auch auf anderen Ebenen wird Leipzig dazulernen müssen: Das Verhalten von Sportdirektor Ralf Rangnick, der beim Gang in die Kabine den Schiedsrichter per Smartphone vom nicht gepfiffenen Elfmeter überzeugen wollte, dürfte in die Annalen der deutschen Pokalgeschichte eingehen. Bayern Verteidiger Mats Hummels traf im Nachgang der Begegnung den Nagel auf den Kopf: "Das hat er nicht nötig."

Dass es aber auch positive Aspekte für Leipzig gibt, liegt trotz der knappen und bitteren Niederlage auf der Hand. Speziell Torwart Péter Gulácsi wusste sich in einer turbulenten Verlängerung gleich mehrfach auszuzeichnen – und erhielt völlig gerechtfertigt den "Man of the Match"-Award. Dass er im Elfmeterschießen nicht zum absoluten Helden avancierte, lag einzig und allein im starken Auftreten der Münchner Schützen begründet.

Was unter dem Strich bleibt, ist ein Leipziger Fußballklub, der in den letzten Wochen sowohl dem FC Bayern als auch Borussia Dortmund Paroli bot – und teils sogar überlegen agierte. Diese Entwicklung ist gut für Fußballdeutschland. National und international ist ein drittes Aushängeschild bzw. ein dritter "Leuchtturm", wie Joachim Watzke zu sagen pflegt, ein absoluter Mehrwert.